... die Krankheit als Wegbereiter schöpferischen Gestaltens war zahlreichen Musikern, Schriftstellern und Malern zu eigen.
Schon 1848 ließ Alexandre Dumas in seinem Roman Die Kameliendame die weibliche Hauptfigur an Tuberkulose sterben. Der Stoff wurde von Giuseppe Verdi in der 1853 uraufgeführten Oper La Traviata verarbeitet.
In der 1896 uraufgeführten Oper La Bohème von Giacomo Puccini stirbt die Hauptfigur Mimì im 4. Akt an der Tuberkulose.
Ihr Händchen war eiskalt.
Matthias Claudius litt schon mit
19 Jahren an Bluthusten.
Weh mir! Es sitzt mir in der Brust,
Und drückt und nagt mich sehr;
Mein Leben ist mir keine Lust
Und keine Freude mehr.
Ich bin mir selber nicht mehr gleich,
Bin recht ein Bild der Not,
Bin Haut und Knochen, blaß und bleich,
Und huste mich fast tot.
Friedrich Schiller erkrankte in den letzten Jahren seines Lebens an Tuberkulose. In dieser Zeit entstand „Wilhelm Tell“. Am 9. Mai 1805 verstarb der Schriftsteller an einer durch die Tuberkulose hervorgerufenen akuten Lungenentzündung in Weimar.
Im März 1801 starb Friedrich von Hardenberg an einem Blutsturz infolge der „Schwindsucht“ Wahrscheinlich hatte er sich während der Pflege von Friedrich Schiller angesteckt. Wohl bereits ab August 1800 war er unheilbar an dem Lungenleiden erkrankt.
Philipp Otto Runge war neben Caspar David Friedrich der bedeutendste deutsche Maler der Frühromantik. Er starb am 3. April 1810 an Tuberkulose. Am Tag danach wurde das jüngste seiner vier Kinder geboren.
Niccolò Paganini litt an den Folgen einer Masern-Enzephalitis aus früheren Jahren und an syphilitisch-tuberkulösen Beschwerden aus mittleren Jahren, die sich in
einer Kehlkopftuberkulose und einer großflächigen Knochennekrose des Unterkiefers mit Zahnverlust manifestierten und 1840 mit einem
Blutsturz zu seinem Tod führten.
Der Komponist starb 1826 kurz nach der Uraufführung des Oberon in London an Tuberkulose und wurde dort beigesetzt. Während des Begräbnisses führte man Mozarts Requiem auf. Weber war ein Cousin von Mozarts Frau Constanze. 18 Jahre später veranlasste Richard Wagner die Überführung von Webers Sarg nach Dresden.
Am 19. Mai 1848 unternahm die Dichterin ihren letzen Spaziergang. Kurz danach, in der Nacht vom 21. auf den 22. Mai, setzte ein starker Bluthusten ein, der bis zum 24. Mai anhielt. An diesem Tag starb sie zwischen 14. und 14.30 Uhr an einem Herzschlag.
"Hut ab, Ihr Herren, ein Genie" schrieb 1831 ein Musikkritiker über den gerade mal Anfangzwanziger Frédéric Chopin. Jener Kritiker mit Namen Robert Schumann hatte seinen Kollegen überschwänglich als Genie erkannt. Chopin starb 1849 im Alter von 39 Jahren in seiner Wohnung an der Place Vendôme Nr. 12 im Pariser Zentrum an Tuberkulose.
In Fontanes melancholischem Roman Effi Briest stirbt die Hauptfigur Effi nicht nur an gebrochenem Herzen, sie zeigt auch eindeutig Symptome von Schwindsucht.
Fontane selbst war tuberkulös.
Sisi, Kaiserin Elisabeth von Österreich
1860 litt Elisabeth unter starkem Husten. Die Ärzte empfahlen eine Kur auf Madeira. Kaum in Wien zurück erlitt sie einen schweren Rückfall. Die Ärzte vermuteten Tuberkulose. Dieses Mal fuhr die Kaiserin nach Korfu und kehrte erst nach fast zwei Jahren an den Wiener Hof zurück. Selbstbewusst und schöner denn je. Zu dieser Zeit entstand das Porträt.
Ärzte konstatierten 1880 den Ausbruch von Tuberkulose bei dem Autor. Deshalb übersiedelt Stevenson ins Kurhotel Belvedere in Davos. Im Winter 1881, nach einem Sommer in Schottland, kehrt er nach Davos zurück und zieht in die "Villa am Stein", wo 30 Jahre später Thomas Mann absteigt. Hier vollendet er seinen Roman "Die Schatzinsel".
Wyatt Earp sagte über ihn:
„Doc war ein Zahnarzt, den die Notwendigkeit zu einem Spieler gemacht hatte, ein Philosoph, den das Leben zu einem Zyniker gemacht hatte; ein hochgewachsener dünner Kerl, fast tot durch
die Tuberkulose, und zugleich der kühnste, schnellste, tödlichste Mann mit einer Waffe, den ich kannte.“
Als der 44-jährige Arzt und Schriftsteller nach Badenweiler kam, war er schon berühmt, aber auch todkrank. Seit 20 Jahren kämpfte er mit Tuberkulose. Er wollte die Krankheit beim Badearzt Dr. Josef Schwoerer kurieren. Der war eine bekannte Kapazität, konnte Tschechow aber nicht mehr helfen.
Er starb drei Wochen nach seiner Ankunft.
Seine Mutter stirbt an Tuberkulose, als er fünf Jahre alt ist, er selbst ist ein kränkliches Kind. Seine ältere Schwester verstarb an der Schwindsucht. Seine jüngere Schwester war wegen "Melancholie" in ärtzlicher Bahndlung. Munch selbst leidet zeitlebens an einer manisch-depressiven Erkrankung.
Lenin legte Gorki nahe, seine Tuberkulose in ausländischen Sanatorien behandeln zu lassen. Er suchte im Sommer 1922 in Heringsdorf auf der Insel Usedom Genesung von seiner Tuberkulose-erkrankung, die 1921 wieder ausgebrochen war.
1881 starb seine Mutter an Tuberkulose
und Morgenstern hatte sich bei ihr angesteckt.
Morgenstern starb betreut von seinem Arzt Christoph Hartung von Hartungen in Meran. Am 4. April wurde er in Basel eingeäschert. Die Urne hob Rudolf Steiner auf, bis sie im neuen Goetheanum aufgestellt wurde.
Franz Kafka, seine
Tuberkuloseerkrankung, an der er 1924 in einem österreichischen Sanatorium bei Wien verstarb, wird in dem Roman Die Herrlichkeit des Lebens von Michael Kumpfmüller thematisiert.
Sein Leben ist wie für einen Biografen geschaffen:
Er malt wie ein Besessener. Er leidet an Tuberkulose, trinkt viel, ist rauschgiftsüchtig, läßt kaum eine Frau aus und stirbt an einer tuberkulösen Entzündung des Hirns.
Seine schwangere Verlobte stürzt sich einen Tag nach seinem Tod aus dem Fenster.
Klabund lebte rasch und rauschhaft, flüchtig und flüchtend, er genoss hastig und hektisch. Auch für ihn gilt, was Tucholsky, ein Bewunderer seiner Verse, über sich selbst gesagt hat: Er umarmte Bücher, und er las Frauen.
Zur Behandlung seiner Tuberkulose ging er nach Davos, wo er 1928 starb. Sein Freund Gottfried Benn hielt die Grabrede.
Erich Maria Remarque wurde im Ersten Weltkrieg an der Westfront verwundet, wurde Lehrer und begann zu schreiben. 1929 hielt Remarque sich in Davos auf. Er schrieb später zwei Romane, die die Tuberkulose thematisieren:
Drei Kameraden und Der Himmel kennt keine Günstlinge.
Thomas Bernhard, der selbst seit frühen Jahren an Tuberkulose litt, verarbeitete die Krankheit in beinahe allen Werken. Viele seiner Protagonisten sind Kranke und Leidende. Besonders deutlich wird das in seinen autobiographischen Bänden Die Kälte und Der Atem.
Bernhard starb 1989 letztlich an den Folgen dieser Krankheit.
Cat Stevens (Yusuf Islam)
Anfang 1968 erkrankte Cat Stevens schwer an Tuberkulose, verbrachte drei Monate im Krankenhaus und brauchte weitere neun Monate zur Genesung. In dieser Zeit schrieb er nicht nur viele Lieder, die auf seinen nächsten Alben erscheinen sollten, er beschäftigte sich auch mit Religionen, Meditationstechniken und Ernährung.
"Prediger im Hospital" 1848
Tuberkulose-Erkrankte in der "Brompton-Klinik für Schwindsucht und Krankheiten der Brust" in London.
Die Einrichtung wurde gefördert durch die "Schwedische Nachtigall" Jenny Lind.
Sie war unsterblich in Chopin verliebt, konnte ihn aber nicht zur Ehe überreden.
"Chopin auf dem Totenbett" 1849
Felix-Joseph Barrias, 1885
Die letzten Tage von Frédéric Chopin sind grauenhaft. Der 39-jährige Musiker stirbt fünf Tage lang auf seinem Bett liegend. Er hat lange Hustenanfälle, die ihn daran hindern zu atmen. Kurz gesagt, alle Anzeichen der Tuberkulose. Die Ärzte sind machtlos, sie können nur Laudanum verschreiben, um seine Schmerzen zu lindern. Aber zumindest ist Chopin in einer schönen, sonnigen Wohnung in Paris zum Sterben. Bezahlt von Jane Sterling.
"Chopin in seinem Sterbebett" 1849, Teofil Kwiatkowski
Auftragsarbeit von Jane Stirling.
Aleksander Jełowicki, Chopins Schwester Ludwika, Marcelina Czartoryska, Wojciech Grzymała, Kwiatkowski (von links).
Jane Sterling hatte alle Unterhaltskosten der letzten Monate und über Chopins Tod hinaus beglichen. Gerüchte besagen, dass sie "Strohfrau" war für die "Schwedische Nachtigall" Jenny Lind, die verdeckt sämtliche Kosten übernommen hat . All diese Vermutungen sind nicht belegt. Einiges spricht aber dafür.
"Fading Away", nach Henry Peach Robinson von 1858 (Bearbeitung)
Die Kompositionsfotografie „Fading Away“ ist Robinsons berühmtestes Werk. Das Bild wurde aus fünf Negativen auf ein Papier zusammengesetzt. Die Personen wurden einzeln fotografiert und von Robinson dann zu einem Bild zusammengefügt. Das Werk ist zeitgenössischen Gemälden von Augustus Egg, Richard Redgrave und Abraham Salomon nachempfunden. Die Fotografie zeigt ein Mädchen, das an Tuberkulose leidet, auf dem Totenbett, umgeben von ihrer Familie.
"Das kranke Kind", Edvard Munch 1885
„Als ich geboren wurde, beeilte man sich, mich notzutaufen, weil man glaubte, ich würde sterben.“
Zitat von dem norwegischen Maler, Edvard Munch, der mit seinem Bild „ Das kranke Kind“ die Kunstgeschichte des 20.Jahrhunderts geprägt hat.
Schon bei seiner Geburt 1863 ist Munchs Lebenserwartung gering und auch seine Kind- und Jugendzeit sind von Krankheit und Tod gezeichnet. Durch Krankenbesuche mit seinem Vater, einem
Armenarzt, wird er schon in seinen Kindertagen mit dem Tod konfrontiert. Seine Mutter und Schwester sterben an einer Tuberkuloseinfektion. Die Angst zu sterben begleitet ihn sein ganzes
Leben lang.
"La Miseria", Cristobal Rojas 1886
"La visita al hospital", Luis Jiménez Aranda 1889
(Museum Prado Madrid)
"Tod im Krankenzimmer", Edvard Munch 1893
"Die Krankheit", Kurt Szafranski 1917
Illustration zu Klabunds Roman "Die Krankheit"
Der einzige Blaue Heinrich in der bildnerischen Kunst den ich kenne.
Für Hinweise auf andere Darstellungen wäre ich sehr dankbar.
1928 starb Klabund 38-jährig in Davos an Tuberkulose.
Auszug aus seiner Erzählung Die Krankheit:
"... Neben der Photographie eine Dettweiler Spuckflasche aus blauem Glase mit Sprungdeckel."
In dem Gedicht »Sanatorium« sagt Klabund von sich:
Er hüstelt, hustet, und zuweilen spuckt er
Den gelben Auswurf in die blaue Flasche.